außerschulische Lernorte

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Eine religionspädagogische Betrachtung zur Bedeutung von Lernorten

 

Das Aufsuchen außerschulischer Lernorte verlangt von Lehrkräften oft ein hohes Engagement. Der zeitliche Rahmen einer Doppelstunde ist nicht immer ausreichend und mehrere organisatorische Aspekte müssen berücksichtigt und organisiert werden (z.B. wieviele Aufsichten werden gebraucht?Müssen Absprachen mit dem Lernortanbietenden getroffen werden? Wie werden ggf. entstehende Kosten bezahlt? etc.)

Auf der anderen Seite werden viele von uns, wenn wir an unsere eigene Schulzeit zurückdenken, feststellen, dass uns die Ausflüge zu außerschulischen Lernorten oft besonders stark in Erinnerung geblieben sind.

Durch das Aufsuchen von außerschulischen Lernorten erhält ein oft als theoretisch empfundener Unterricht einen für die Lernenden wahrnehmbaren Praxisbezug.

Warum sollte im Religionsunterricht z.B. nur über eine Kirche gesprochen werden und Aufgaben zu dieser auf einem A4-Blatt gelöst werden, wenn eine Kirche oft nur ca. 10 Minuten Fußweg von der Schule entfernt liegt? Wo lässt sich mehr über einen Ort erfahren als an diesem selber?
Gerade in Anbetracht der zunehmenden Abnahme religiösen Grundwissens und religiöser Erfahrungen können Kenntnisse über und Erfahrungen mit religiösen Lernorten wie z.B. Kirchen selbst in Religionsklassen nicht mehr als selbstverständlich vorrausgesetzt werden. 

Außerschulische Lernorte bieten hier ein reales Erleben von gelebten Religionen (z.B. in Kirchen, in Synagogen etc.) bzw. gelebtem sozialen Engagement (z.B. Diakoniestationen). Das reale Erleben stellt eine wichtige komplementäre Ergänzung zu den zunehmend digitalisierten Lern-, Spiel- und Lebenswelten Heranwachsender dar.

Darüber hinaus kann eine fruchtbare Wechselwirkung zwischen dem realen Lernort und der digitalen Lernwelt hergestellt werden. So können neben Formen von augmented reality am Lernort selbst auch am Lernort gemachte Fotos den weiteren Unterricht in der Schule bereichen (z.B. indem die Fotos für einen Schulzeitungsartikel, als digitales / analoges Bilderbuch oder in einer Power-Point-Präsentation verwendet werden).

Außerschulische Lernorte ermöglichen oft ein ganzheitliches Lernen, eine hohen Aktivierung der Lernenden, sowie ein hohes Maß an Differenzierung und Individualisierung (z.B. wenn der Lernort von den Lernenden selbstständig erkundigt werden kann). Zugleich können Kursausflüge ähnlich wie Klassenausflüge den Zusammenhalt der Lerngruppe verbessern.

Viele Lernorte lassen darüber hinaus Geschichte imaginär wieder lebendig werden und eröffnen auf diese Weise in der gegenwärtigen Lebenssituation Perspektiven für die Zukunft. So erinnern z.B. Kirchenräume und Bibelmuseen uns daran, dass wir in einer fast 2000 jährigen Tradition von Menschen stehen, welche die Botschaft Jesu für ihre Zeit deuteten und ermutigt uns gerade dadurch den christlichen Glauben in Relation zu den Herausforderungen der Gegenwart zu interpretieren.

Durch Statuen (z.B. Lutherstatuen), bedeutsame Straßennamen etc. werden den Lernenden darüber hinaus solche Identifikationsfiguren angeboten, von welchen einige Verhaltensweisen auch für unsere Gegenwart Vorbildcharakter haben.

Stolpersteine und KZs, erinnern uns an die dunkelste Zeit deutscher Geschichte und ermutigen uns gerade dadurch zum Engagement für Freiheit und Menschenrechte in der Gegenwart. Ein emotionales Lernen wird auch durch Orte diakonischen Handelns ermöglicht (Sozialkaufhaus, Trottwar, Hospize etc.).

 

Es ist sowohl atmosphärisch als auch von der Eindrücklichkeit ein Unterschied, ob Sterben, Tod und Auferstehungshoffnungen mit Lernenden im Schulgebäude oder ergänzend hierzu in einem Hospiz, einem Bestattungsinstitut oder auf einem Friedhof thematisiert werden. Hinzu kommt, dass an außerschulischen Lernorten oft noch ein Austausch mit entsprechenden Experten ermöglicht wird (z.B. Geistliche, Bestattende, Ehrenamtliche, Museumsführende usw.).

 

 © Marcus Möllhoff